■-TS^ .^r-;- y-.T«_ "^-^: '#■ :^->- .%.. ^k ''-. des •^ v^^>-^-»-i- * :^ i. ', ims ZQ Schuljahr 1875-1876. •;'■■« -ooO^§0^>4 ^, 'r'i. ;/. X n li a< 1 1 : 1) Bemerkungen zu Valerius Flaccus 2) Schulnachrichten. I Beides vom Director. c£*-A ^ "^ ''-'"^ '<: -'■' ':■'■■'' "7 .-f <=v<^yL/^6^^:^ Mainz, Blichdruckerei von Heinrich Prickarts. .. , 1876. 1876. Progr. Nr. 49S. •py :^f. •*«•- ■•* •■?'*.' w Vorbemerkung. Durch die Centralstelle für den Programmentausch des deutschen Reichs wurde eine über Erwarten grosse Anzahl von Exemplaren unseres diesjährigen Programms bestellt. Um die einmal angekündigte Abhandlung nicht ausfallen zu lassen und doch eine üeberschreitung des budget- mässigen Credits zu vermeiden, musste daher die Ausdehnung der Abhandlung wie der Schul- nachrichten möglichst beschränkt werden. k :,:K-.. ??I5'f?^i'6pp^f^^ ■ OF T«e 3h ^ ••" Bemerkungen zu Valerius Flaccus von TEt ii-dlolf* Lölifeaclu. ~''''^-»"»«li'»W!>^'*i.«JI WNW^J- Jeder Kundige wird es billigen, dass Baehiens in seiner im vorigen Jahre erschienenen Ausgabe des Valerius Flaccus, als Hauptziel die Gewinnung eines lesbaren Textes anstrebend, die einst von Heinsius eingeschlagene Bahn verfolgte und sich weniger ängstlich als seine verdienten Vorgänger Thilo und Schenkl an den Buchstaben der üeberlieferung anklammerte. Da der Vaticanus 3277 als Archetypus aller vorhandenen Valerius-Handschriften trotz seiner mannigfachen Verderbnisse die einzige verlässliche kritische Grundlage bildet, sieht sich der Kritiker gezwungen, an manchen Stellen, wo eine leichte und völlig zweifellose Heilung nicht zu finden ist, zu kühneren Vermuthungen seine Zuflucht zu nehmen. Die Aufgabe, dabei das Entsprechende zu finden, ist um so schwieriger, und Irrungen sind dabei um so weniger zu vermeiden, als wir über die Lebens- verhältnisse unseres Dichters, seine Vorbildung, sowie darüber, ob er sein Gedicht zum Abschluss gebracht, nur sehr wenig wissen, und es daher nicht selten zweifelhaft bleibt, in wie weit wir Härte, Schwulst, Dunkelheit, übertriebene Kürze, Geschraubtheit des Ausdrucks u. dgl. einem Versehen der Abschreiber, oder aber dem Dichter selbst zur Last zu legen haben. Es hat deshalb auch Baehrens, wenn er gleich sehr viele alte bekannte Schäden mit glücklicher Divination heilte, andere vorher verborgene aufdeckte und zum Theil besserte, doch noch manches übrig gelassen, was einer erneuten Erörterung bedarf. Und so darf denn der nachstehende Versuch gerechtfertigt erscheinen, im Anschluss an die früher von mir über Valerius veröffentlichten Abhandlungen zur Textkritik und Erklärung eines noch immer nicht nach Gebühr gewürdigten Dichters einen weiteren kleinen Beitrag zu liefern. 49. Thilo und Schenkl haben die Lesart des C aufgenommen, wohl weil in V das Object zu excitat fehlt. Dasselbe kann allerdings nicht füglich entbehrt werden, und ist deshalb Baehrens' Aenderung tumque zu verwerfen. Das Richtige ist lacera assiduis nieque sq. mit geringer Abweichung von V (lacera assiduis namqke). 59. V hat certis, die Ausgaben bis auf Baehrens mit Pm certus. Baehrens hat richtig erkannt, dass certus nicht in den Zusammenhang passt. Wie silet sein Object hat, so erwarten — 4 — wir gleichfalls ein Object zu conficuit, welches Verbum bei Valerius (III, 302) in der Bedeutung „verschweigen" gebraucht wird. Aber die Stelle bietet noch eine andere Schwierigkeit. Weshalb betont der Dichter, dass Pelias von dem Zusammenstossen der Cyaneischen Felsen fest überzeugt ist ? Und wenn dies nöthig wäre , warum wird diese Gewissheit nicht ebenfalls bei dem Drachen hervorgehoben? Es ist deshalb nicht viel gewonnen, wenn wir mit Baehrens certus in certas ändern. Valerius schrieb vielmehr cautes: ,,Conticuit cautes Scythico concurrere ponto Cyaneas tantoque silet possessa dracone uellera". Dieselbe Verbindung findet sich I, 630 : „Hocine Cyaneae concurrunt aequore cautes?" Vgl. IV, 587 und VII, 41. 145. uictorem ist wahrscheinlich aus nectorem verderbt, welches der halb scherzhaften Darstellung des Kampfes mehr entspricht. Aus gleichem Grunde wird in 148 uacuo . . . auro gegen Baehrens' uacua . . . aura beizubehalten sein. 174. Der Vorschlag von Baehrens uirumst, at „cuncta parato; in qiiae cumqiie uocas sq. scheint mir gänzlich verfehlt und verdankt wohl nur einer missverständlichen Auffassung der schon von J. Wagner in vollkommen befriedigender Weise erklärten Stelle seine Entstehung. Parato ist Dativ, nicht aber Imperativ. Der Sinn ist: „Sat multa adtulisti mihi, qui uel sie paratus sum te sequi, quocumque uocas". Was Baehrens mit den Worten in quaecumqiie nocas anfangen will, ist mir unerfindlich. 291. Hier erachte ich gegen Baehrens die handschriftliche Lesart rapido und in 293 extremas sehr wohl zulässig, da Phrixus so rasch von der Fluth hinweggerissen wird, dass er nur noch das Antlitz der sinkenden Helle und gleich darauf nichts mehr als ihre Fingerspitzen und Haare sieht. 306 ff. Zur Heilung dieser viel behandelten und ohne Zweifel verderbten Stelle scheinen mir Gronov, Koch und Baehrens für vs. 306 das Richtige getroffen zu haben. In vs. 307 halte ich jedoch eine Aenderung für unnöthig, wenn man mit incertus einen neuen Satz beginnt und die Worte incertus . . . aether von mefus abhängig fasst. Die Stelle würde hiernach also lauten : „Tempus adest. Age runipc moras! nunc aequore tute currimus. InceHus si nuhila duxerit aether, iatn iam mitte metus, fidens super isque mihique. 551. Thilo (Prol. XIII) nimmt Anstoss daran, dass die Griechen vor Troja einfach proei genannt werden. Es entspricht diese vage Bezeichnung der Dunkelheit der Weissagung. 581. Für die Lesart totidem spricht ausser den von mir früher (Studien zu Valerius Flaccus, Neuwied 1872, S. 6) angeführten Stellen noch Verg. Aen. IX, 120 f.: „hinc uirgineae (mirabile monstrum) reddunt se totidem facies." 593. Hier hat der Parisinus die richtige Lesart. Tum ist unerlässlich, da das Einsperren der Winde erst mit der Thronbesteigung des Aeolus seinen Anfang nimmt. 599. /e/TO ist ein matter Zusatz zu commenta. Ich denke, der Dichter schrieb nouae formae, da dem Boreas die ungewöhnliche Gestalt und Grösse des Schiffes zumeist auffallen musste. 602. Nach der handschriftlichen Ueberlieferung ist Boreas uinclis et carcerc clausus, und doch heisst es vs. 575 von ihm: „Pangaea speculatur ab arce". Zur Beseitigung dieses Wider- spruches wird man vs. 602 schreiben müssen: Qualis erat nondum uentis in carcere clausis. 810. Die Worte non Marte nee armis stehen als Hendiadys für „non Martis armis, d. h. in der Schlacht." Sie enthalten daher keine Tautologie, wie Baehrens meint, sondern bieten vielmehr einen ganz passenden Gegensatz zu dem Tode durch das Schwert des Jason. Wollten wir mit Baehrens annis lesen, so würde der in Folge hohen Alters eintretende Tod, dessen Erwähnung hier überhaupt ungehörig ist , und wozu auch cadat kaum passt , zwischen dem — 5 — Schlachtentode und dem Tode durch das Schwert des Jason, also an unangemessener Stelle, ange- führt werden. 842. Vgl. Verg. Aen. XI, 143: ,lucet uia longo ordine flammarum et late discri- minat agros." 61. Die einfachste, jedoch, wie es scheint, den neueren Herausgebern nicht bekannte Heilung dieses Verses findet sich in der Ausgabe von Lünemann (Göttingen 1823): Arsque adeo non illa sequi mihi sidera monstrat 79. Baehrens schreibt dilecta fauores, von der Handschrift ohne hinlänglichen Grund ab- weichend. Denn die uard labores haben mit dem Männermorde gar nichts zu thun; vielmehr sind damit die Leiden und Mühsale gemeint, welche Vulcan auf Lemnos durchzumachen hatte. Vgl. vs. 87 ff. 80 ff. J. Wagner missversteht diese Stelle, wenn er erklärt: „Lemnos, quamquam a feminis per Furias incitatis, quidquid masculum est in insula, expellitur, te tamen non expellit." Es bleibt ja auch Bacchus auf der Insel. Der Sinn ist offenbar: „Du bleibst der Insel treu wegen ihrer früheren Verdienste; du verlässt sie nicht trotz des verbrecherischen Wahnsinns ihrer Frauen." 130. Es ist nicht nöthig, von der durch VPM beglaubigten Lesart cum ßtujis abzuweichen. Heisst es doch gleich in vs. 210: „gemitus fingit uocesque cadentum". Eine ähnliche Wiederholung von ciwt findet sich I, 170: „laeta recurret cum ratis et caram c/on iam mihi reddet Jolcon". 236. Baehrens' Vorschlag adsfaufque domofi ist ansprechend : die von ihm eingeschobenen VioxiQpars inde nirorum cmisumpta in somno flammis sind jedoch ganz überflüssig. Der Dichter kann es sehr wohl der Einbildungskraft des Lesers überlassen sich auszumalen, was aus den anderen Männern geworden ist, die übrigens schwerlich im Schlafe \on den Flammen verzehrt, höchstens im Schlafe erstickt und dann verbrannt sein werden. 366. Vgl. Verg. Aen. XU, 366: „Insonat Aegaeo sequiturque ad litora fluctus." 464. Die Herausgeber bemühen sich vergeblich die primos fluctus zu retten. Hesione's Furcht vor dem Seeungeheuer müsste sehr gering sein, wenn sie bei dem vermutheten Herannahen desselben bloss die Augen . erhöbe und ihre Angst nicht auch in anderer Weise an den Tag legte. Der Dichter will zunächst den ersten Eindruck schildern, welchen die gefesselte, abgehärmte, einem Marmorbilde gleichende Jungfrau auf den ritterlichen Aleiden macht. Eine kurze Hinweisung auf die Seeschlange, von welcher weder Hercules noch der Leser bis jetzt etwas weiss, würde unverständlich, jedenfalls störend sein. Mir will es scheinen, als ob dem Valerius die Darstellung des Ovid von der Begegnung des Perseus und der Andromeda vorschwebte, worin es (Metam. IV, 670 ff.) heisst: ,,nisi quod leuis aura capillos mouerat et tepido manabant lumina fletu, marmoreum ratus esset opus". Hiernach würde an unserer Stelle zu lesen sein : assiduo manantia lumina fletu. 534. Baehrens ändert das handschriftlich ' nastos in ualidos. Ersteres ist jedoch bezeich- nender. Die ictus uasti sind mit weiter Schwingung ausgeholte Keulenschläge oder vielleicht auch solche, welche in dem Körper der Seeschlange eine weite Spur zurücklassen. 566. Aehnlich Verg. Aen. X, 244 f.: „crastina lux . . . ingentes Rutulae spectabit caedis aceruos." 643. Die von Heinsius gemachten Aenderungsvorschläge sind hinfallig, weil lucis Eoae nicht mit populis verbunden werden kann, da die Argonauten aus dem Westen kommen. Dasselbe gilt von Madvigs (Advers. crit. II, p. 138) Vermuthung longaque tarn ])opulis iiiter uia lucis Eoae. Burmanns von Schenkl und Baehrens in den Text aufgenommene Conjectur weicht zu stark — 6 — von der Ueberlieferung ab. Für den Anfang des Verses halte ich mit Thilo regnaqtte für richtige ▼gl. III, 539 und VI, 138. Es bleibt aber die Schwierigkeit, dass wir aus dem vorhergehenden Satze zu den durch que verbundenen Worten regna iam inperuia eine Negation ergänzen müssen. Wenn Aehnliches auch anderwärts vorkommt, so erschwert dies doch hier das Verständniss in nicht geringem Maasse. Eine leichte Aenderung beseitigt diesen Anstoss. Man lese: regnaque iam populis en peruia lucis Eoae. Der Genitiv lucis Eoae hängt von regnaque und nicht etwa von populis ab. En weisst in bezeichnender Weise auf das Folgende hin. Lit>. III. 33. Statt ^^»■owa schreibt Baehrens 2)nma. ,Prona sidera", sagt er, ,sunt cadeutia; parum autem credibile est sub nouam lucem Argonautarum reditum pugnamque locum habuisse.* An den Tagesanbruch ist auch nicht zu denken, sondern an die Zeit nach Mitternacht, wo die Gestirne ihre höchste Höhe bereits überschritten haben und sich dem Untergange zuneigen. Auch die leues somni scheinen mir auf diese Zeit hinzuweisen. 49. Ebenso wenig ist in diesem Verse mit Baehrens tatet an die Stelle des überlieferten patet zu setzen. Dass Pan, der sich bei Tage in Grotten verbirgt. Nachts wirklich sichtbar wird, zeigt die Schilderung seines Aussehens im folgenden Verse. Uebrigens fehlt, wenn man mit den Ausgaben hinter noctes interpungiert, das Verb um zu saetigerum latus sq. Es ist dies offenbar patet und wird man daher die ganze Stelle folgendermassen interpungieren müssen : Pan nemorum bellique potens, quem luds ad horas antra tenent ; patet ad medias per deuia noctes saetigerum latus et toriiae coma sihila frontis. 133 f. Totus wird geschützt durch VII, 600 ,totusque incumbit Jason." Dagegen ist pectore unhaltbar, weil Hercules seinen Bogen nicht mit der Brust richtet. Valerius schrieb arcu stricto. Die Fackel des Gegners dient dem Tirynthier als Zielpunkt, nach welchem er seine Pfeile richtet. Es ist demnach der Ablativ aduersa . . . flamma durchaus sinnentsprechend. 150. Baehrens schreibt nach Heinsius natantia. Ich würde das gleichfalls von Heinsius vorgeschlagene fluentia vorziehen, nach Verg. Aen. IX, 472 „atroque fluentia tabo*. 155. telum ist nicht, wie J. Wagner annimmt, die Waffe des Glaucus, sondern des Jason, welche Glaucus mit der Hand ergreift und zurückzuhalten sucht. 207. Statt des unsinnigen handschriftlichen donec dürfte wohl äuget das Ursprüngliche sein, da Valerius derartige Wiederholungen liebt. 465—468. Vgl. Hom. II. XVI, 297—300. Diese meines Wissens bis jetzt noch nicht angezogene Stelle ist ein recht anschauliches Beispiel dafür, wie wörtlich Valerius den Homer nachzuahmen sich erlaubte. 560. Dass hier procumhere nicht in der Bedeutung von obdormiscere zu fassen ist, folgt aus dem Zusatz auidus, der augenscheinlich darauf hinweist, dass Hylas sich über die Quelle beugt, um zu trinken. Nur in dieser Stellung kann sein Antlitz in der in den folgenden Versen geschilderten Weise im Wasser sich wiederspiegeln. Sein Durst ist so gross, dass er sich durch das Emporsteigen der Nymphe im Trinken nicht stören lässt. Das Nahen der Nymphe wird zuerst durch einen in der Quelle sich zeigenden Schatten angedeutet. Hieraus folgt, dass weder die von mir (Studien, S. 9) vorgeschlagene Aenderung simul statt nil, noch die von Baehrens beliebte Besserung unda statt umbra nothwendig ist. 626. Bereits früher (Studien, S. 9) habe ich die Vermuthung ausgesprochen, dass in^ ■H- — 7 — -diesem Verse plures stcU ferre moras zu lesen sei. Das nach Ausfall des «s* in stat unverständ- T^che tat ferre mag nach vs. 657 in tolerare verändert worden sein. 675. Es ist zu verwundern, dass die Herausgeber mit seltener üebereinstimmung nach •der Aldina das in V überlieferte Imperfect ibant durch das Futur ersetzen. Das Imperfect passt vortreflflich zu dem ironischen Hinweis darauf, dass Hercules, wie kurz vorher vs. 475 fif. erzählt, durch seine ungefüge Kraft die wünschenswerthe Gleichmässigkeit des ßuderschlages stöiie. 699 ff. Thilo (Prol. X) sagt ,prudenter egisse Valerium, cum Jasonem ducem fuisse ei- peditionis, tamquam id per se esset consentaneum, sumeret neque Apollonium sequeretur, qui ab Argonautarum conuentu Herculem ducem creatum esse sed Jasoni honorem cessisse naiTauit." Dass dies Lob nicht ganz verdient ist, zeigt unsere Stelle, wenngleich der Dichter im ersten Ge- sänge nichts davon sagt, dass die Argonauten den Hercules zum Führer haben wollten. Es gehört dies zu den nicht wegzuläugnenden vielen Ungleichheiten des Gedichts. 74. grauis passt offenbar besser zu Erinys, als zu Japetus, hinter welchem Worte daher ■zu interpungieren ist. 227. Burmann verbindet ,nec uidet pugnam ad ora Elei patris" und sieht sich deshalb genöthigt ad ora durch „in conspectu" zu erklären. Diese Schwierigkeit verschwindet, wenn man der Wortstellung entsprechend folgendermassen construiert: ,nec ad pugnam uidet ora Elei parentis." Der Sinn ist in beiden Fällen so ziemlich derselbe. 357. Dieser Vers ist von J. Wagner gründlich missverstanden worden. Er erklärt : „Juno propius ad iuuencam Inachiam accedit Jone permitteute." Dass von der Verwandlung der Jo die Rede ist, bedarf keines Beweises. Um die Erzählung nicht in zu kurze Sätze zu zerhacken, ziehe ich vor, in vs. 357 mit V cum zu schreiben und im folgenden Verse mit den Worten plausu fouet den Nachsatz beginnen zu lassen. 439 f. Madvig (Advers. crit. II, p. 114) meint, rehar sie habe ein auf si endigendes Perfect mit der Bedeutung „berechnen" verdrängt, findet aber selbst kein passendes Wort. Baehrens glaubt dasselbe in reputaul entdeckt zu haben. Bei richtiger Auffassung bedarf die Stelle keiner Aenderung. Man darf weder, wie dies einzelne Herausgeber thun, rebar sie als Parenthese ansehen, noch proxima zu legens ziehen. Froxima gehört vielmehr, wie ich anderwärts (Studien, S. 10) nachgewiesen habe, zu tenipora. Der Sinn ist demnach folgender: „Kraft meiner Sehergabe", sagt Phineus, „wart ihr und eure Fahrt mir wohl bekannt, und so glaubte ich denn auch die Zeit eurer Ankunft nahe, indem ich im Geiste alle Ereignisse eurer Reise durchging." 474 f. Phineus kann als Flehender den Donnerer nicht füglich ungerecht nennen. Er be- klagt sich nur darüber, dass Jupiters Zorn ihn jetzt noch, nach so langer Sühne, bei seinem hohen Alter mehr als billig (iniuste) verfolge ; die Dauer der Strafe sei zu gross für sein Vergehen, dessen er sich doch nur aus Mitleid mit den Menschen schuldig gemacht (vs. 477 — 481). Im folgenden Verse haben Bulaeus und Heinsius mit Recht an ante Anstoss genommen und ersetzen dasselbe sehr passend durch parce. Den Versuch Burmanns , ante zu rechfertigen, halte ich für misslungen, da die von ihm angeführten Verse 492 und V, 261 für unsere Stelle nicht beweisen, dass ante so ohne Weiteres für „ante omnia" gesetzt werden kann. Madvig (a. a. 0. S. 144) schreibt in vs. 474 iniuste .... non und verbindet ante mit premis, gibt jedoch für das Praesens keine genügende Erklärung. Hiernach ist die msprüngliche Gestalt von vs. 474 und 475 wahr- — 8 — scheinlicli folgende: „Tuque, ait, iniuste quae nunc premis, ira Tonantis, parce, precor, nostrae tandetn iam parce senectae." Vgl. Ovid. Metam. II, 361. 624. V hat sileo precor. Baehrens schreibt dafür sinite o precor unter Hinweis aufVerg. Aen. X, 15. Diese Stelle beweist jedoch nichts für seine Vermuthung, da dort Jupiter die Götter auffordert, vom Streit abzulassen, während hier Phineus um die Erlaubniss bittet, nicht weiter zu reden, da „ultima fata promere nefas." Ich glaube daher noch immer, mit meiner früher (Obser- vationes criticae in C. Val. Fl. Argonautica, Neuwied 1869, p. 9) veröffentlichten und von Schenkl in den Text aufgenommenen Conjectur sileam precor das Richtige getroffen zu haben. Vgl. V, 292. 667. Schenkl und Baehrens lesen hier gegen V (w?am«a) mit m richtig htmiim. Vgl. Verg. Aen. I, 225 f.: „uertice coeli constitit et Libyae defixit lumina regnis." Llb. V. 3. In meinen Observationes criticae (p. 10) glaubte ich die Hand des Valerius durch die Lesung dudum non inscius statt sibi tum nmi inscius herzustellen. In gleichem Sinne schreibt Baehrens sibi dudum conseius. Nach nochmaliger Erwägung der jedenfalls corrupten Stelle lese ich mit leichterer Aenderung sibi tum non consdus. Idmon wusste zwar als Seher, dass er nicht nach Argos zurückkehren werde (I, 238); aber damals dachte er nicht daran, dass sein Tod so nahe bevorstehe. Hierzu bilden die folgenden Worte „at raemor Aesonides sq." einen passenden Gegensatz, während bei meiner früheren Auffassung at unerklärt bleibt. Dazu kommt, dass ein Abschreiber sich durch den Hinblick auf I, 238 leicht bewogen fühlen konnte, conseius in inscius zu ändern. 200. Der Ausdruck per te uehar ist gekünstelt, die Form egomet nicht an der Stelle. Vielleicht schrieb Valerius quando ego te rursus praeteriiehar? Nachdem einmal per te uehar durch einen Schreibfehler aus praeteruehar entstanden, wurde ego te durch Conjectur in egomet um- gewandelt. 302—310. Vorbild war hier unserem Dichter Homerj H. X, 3—10. 498. Vgl. Verg. Aen. VIII, 131: „sed mea me uirtus et sancta oracula diuom cognatique patres, tua terris didita fama, coniunxere tibi et fatis egere uolentem." 628 — 631. Baehrens bemerkt zu vs. 630: „Postquam Phoebus (muss heissen Mars) se non de ueteribus Palladis factis queri affirmauit, iam debuit afferre noua eins quae sibi dolori essent facinora." Das ist an und für sich richtig; es folgt aber daraus nicht, dass das überlieferte pergat in pergit zu ändern sei. Das Wort paiam ist nachdrücklich zu betonen. Mit dem offenen Angriff mag Pallas fortfahren ; dagegen weiss Mars sich selber zu vertheidigen und erhebt darüber keine Klage; wohl aber verlangt er Schutz gegen die hinterlistigen Pläne (insidiae fallaces), welche Pallas jetzt schmiedet. Letztere sind eben die von Baehrens verlangten „noua facinora". Aus dieser Erörterung erhellt zugleich, dass in vs. 628 nicht mit Madvlg (a. a. 0. p. 146) nunc queror, sondern non queror zu lesen ist, sowie dass in vs. 631 das überlieferte nunc nicht in non verändert werden darf. Vgl. die Vertheidigung der Pallas vs. 662 — 664. Lib. VI. 45. Aehnlich Verg. Aen. I, 717 ff: „haec oculis, haec pectore toto haeret et'interdum gremio fouet, inscia Dido, insidat quantus miserae deus." 82. Dass hier est domus statt et domus zu lesen ist, dürfte selbstverständlich sein. 102. J. Wagner will diesen Vers hinter vs. 98 stellen und quosque auf armat in vs. 9T — 9 - beziehen. Thilo (Prol. XLVIl) verwirft dies, weil man von einem Flusse nicht sagen könne, dass er seine Anwohner bewaffnet habe. Eine leichte Aenderung würde diesen Einwand beseitigen. Man schreibe in vs. 102 mittifque statt niueumque. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass zu oi^rmrt das unvermeidliche Epitheton niueimi beigeschrieben wurde und dieses dann das Verbum ver- drängte. In dieser Gestalt würde der Vers nach vs. 98 eine durchaus passende Stelle finden. 123. Mit Heinsius und Baehrens bin ich überzeugt, dass alia/; nicht vom Dichter herrührt. Wahrscheinlich schrieb Valerius uires gelidae, woraus durch Versehen eines Abschreibers leicht uiresque oliae werden konnte. Vgl. Verg. Aen. V, 395: „gelidus tardante senecta sanguis hebet» frigentque effetae in coi-pore uires." 168. Zu diesem Verse, in welchem Heinsius nach Stat. Theb. XII, 656 richtig ictus statt mtus conjiciert, ist noch zu vergleichen: Verg. Aen. VII, 722: „scuta sonant pulsuque pedum conten-ita tellus." — Aen. XII, 444 : „tum caeco puluere campus miscetur pulsuque pedum tremit excita tellus.'* 174 ff. Diese ganze Stelle bedarf einer gründlichen Emendation. Bis jetzt wenigstens hat kein Erklärer eine auch nur halb erträgliche Deutung der Worte quam nee dea lassat habendo MC pater zu geben vermocht. Für vs. 174 habe ich keine Heilung finden können; in vs. 175 aber liegt der Fehler in pater, wofür putat zu lesen ist. Von pniat hängen die Worte tempus adhuc in vs. 177 ab, weshalb in vs. 17f» die starke Interpunction zwischen Gorgoneo und nee gestrichen werden muss. Die Stelle lautet hiernach: nee putat Mrrentem cohihris uultuque treitietvdam Gorgoneo tice setnlneccs os femlere crines tempus adhuc, primasque sinü concurrere pugnas. Auf diese Weise erhalten wir folgenden Gedanken : Noch glaubt Pallas nicht die rechte Zeit gekommen, um zum Schutze der Ihrigen die Aegis anzuwenden, für welche Juno (V, 2 ^'8) so viel Arbeit in Aussicht gestellt hatte. Sie lässt die ersten Kämpfe vorübergehen, ohne sich zu betheiligen. Erst später (vs. 396 f.), als Ariasmenus mit seinem furchtbaren Sichelwagen heranbraust, greift sie zu ihrem Verderben bringenden Schilde: „aegida tum priinum uirgo spiramque Medusae ter- centum saeuis squalentem siistulit hydris." Vgl. vs. 386: „ecce locum tempusque ratus iamque et sua posci proelia, falcatos infert Ariasmenus axes. — III, 488: „tempus rata diua nocendi." 176. Thilo (Prol. XV.) bemerkt zu semineces: „inconsiderate Valerium adiectivo illo usum esse manifestum est. vultum enim Gorgonis, qui rigidus sit et inmotus, seminecem non inepte forsitan aliquis dixerit, sed anguineis crinibus epitheton illud nuUo modo copvenit." Das Schauerliche der Schlangenhaare scheint mir im Gegentheil erhöht zu werden, wenn dieselben nach Art der Schlangen sich langsam, träge und halbtodtenhaft hin und her winden. 178 ff. Valerius hat auch hier in einzelnen Ausdrücken fast wörtlich Homer (IL IV, 439 ff.) nachgeahmt. 264. Baehrens ändert ramos in calamos. Der Sinn verlangt unbedingt das Erstere, da der gefangene Vogel die vertrauten Zweige des Baumes wieder zu erreichen strebt und dieselben gewissermassen um Hülfe anfleht. Wenn diese Vorstellung etwas gekünstelt scheinen mag, so ist es weit schw^ieriger, sich den Vogel bittend an das Rohr wenden zu lassen, welches ihm zunächst nur Schrecken einflössen kann. 269. non ist ohne weiteren Zusatz zu abrupt, ait überflüssig. Ich vermuthe, der Dichter schrieb non ita! inuitoque sq. Der Hiatus mag zu der Aenderung Anlass gegeben haben. 323 ff. Die ganze Stelle ist eine Nachahmung von Verg. Aen. IX, 598 ff. 334 f. Da Gesander den Canthus zu tödten beabsichtigt, wird er demselben schwerlich noch eine Bestellung an die Bewohner von Asien und Argolis auftragen. Der Vers ist daher in 2 — 10 — seiner überlieferten Fassung nicht zu erklären, und auch die herkömmliche Interpunction muss abgeändert werden. Valerius schrieb: mitto Asiae, mitto Argolids mandata coUmis. Ne trepident! numquam sq. Der Scythe preist sein Land und sein sorgloses, freies Nomadenleben und ßlhrt %<^V~- Schulnachrichten. I. I>er TJnterriclit. 1. Sprach- und wissenschaftlicher Unterricht Sexta. Klassenführer: Dr. Ohler. Religionslehre. a) Katholische: Ausgewählte Abschnitte aus der biblischen Greschichte, das heil. Basssacrament und das Wichtigste aus der Glaubens- und Sittenlehre, nach dem Diöcesan-Katechismus. 2 St. Kempf. — Darstellung der christlichen Lehre nach dem kathoUschen Eatechismos, herausgegeben im Auftrage der altkatholischen Synode, 1.— 5. Hauptstück. 1 St. Denk. — b) Evangelische: Biblische Geschichte des alten Testaments nach Hübner ; Einleitung zum Katechismus ; Eigenschaften Gottes, Lehre von der Sünde. 2 St. Büttel. — c) Israelitische: Biblische Geschichte bis Salomo, Bibelkunde und Eigenschaften Gottee, üebungen im Hebräischlesen. 2 St. Fürst. Deutsch. Die Wortarten, der einfache Satz und die Hauptregeln der Orthographie. Lesen und Erklären leichter Musterstücke aus dem Lesebuche von Hopf und Paulsiek. Memorier- und Declamier-Üebungen, orthographische und andere schriftliche üebungen. 3 St. Werner. Latein. Grammatik nach EUendt-Seyffert: Die drei ersten Declinationen, das Verbum esse, das Activum der ersten Conjugation, die Präpositionen, Pronomina personalia. üebersetzen nach Schönbom. I, §1—41. Schriftliche häusliche Aufgaben und Extemporalien. 10 St. Ohler. Französisch. Die Formenlehre nach Albrecht's Elementarbucb , 1—70. Üebersetzen sämmÜicher üebungsstücke, Retroversionen, Exercitien und Extemporalien. 2 St. Ohler. Geschichte und Geographie. Antike Götter- und Heldensagen. — Vorbegriffe aus der mathema- tischen und physikalischen Geographie, Uebersicht über die aussereuropäischen Erdtheile, nach dem Leitfaden von Daniel. 3 St. Ohler. Rechnen. Die vier Grundrechnungsarten mit benannten Zahlen, Theilbarkeit der Zahlen, Bruch- rechnung, nach Fäaux. Kopfrechnen. 4 St. Werner. C^uinta.. (Zwei Parallel -Cötus). Klasseuführer: Dr. Munier und Dr. Borhauer. Religionslehre. a) Katholische: Biblische Geschichte des alten Testaments. Das 1. Hauptstück aus dem Diöcesan-Katechismus und das h. Busssacrament. 2 St. Kempf. — (Altkatholische Beligionslehre mit VI combiniert). — b) Evangelische: Biblische Geschichte des alten tmd neuen Testaments, Lehre von der Erlösung, vom h. Geist, von den Gnadenmitteln und dem künftigen Leben, nach dem Katechismus, 4.-6. Hanpt- stück. 2 St. Büttel. — c) Israelitische: mit VI combiniert. Deatsch. Der einfach erweiterte und die leichteren Formen des zusammengesetzten Satzes, Inter- pnnctionslehre, Bection der Präpositionen. Lesen und Erklären poetischer und prosaischer Stücke nach Hopf und Panlaiek. Memorier- und Declamier-Üebungen, orthographische und andere grammatische üebungen, leichte Aufsätze. 3 St. Munier und Borhauer.